zwei Mijwiz
zwei Mijwiz 
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  Mijwiz Der Sackpfeyffer zu Linden
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Das Mijwiz (Midwiz, Minjayrah) ist ein Holzblasinstrument mit zwei Einfachrohrblättern und zwei zylindrischen Röhren gleicher Länge, die durch Fadenwicklungen an beiden Enden starr miteinander verbunden sind. Die jeweils fünf bis acht relativ großen Grifflöcher beider Röhren sind jeweils paarig auf einer Höhe angeordnet. Beide Röhren sind im Einklang zueinander gestimmt. Als Material kommen Pflanzenhohlstängel (meist Bambus) zum Einsatz. Der Klang ist meist verhaltener als der des Sipsi. Das Instrument war bereits im alten Ägypten bekannt. Es wird bis heute nahezu unverändert gebaut. Die Konstruktion entspricht zwei zusammengebundenen Sipsis und war möglicherweise auch Vorbild für die antiken Instrumente Aulos (Griechenland) und Tibia (römisches Reich).

Es gibt zwei Spielweisen:

1. Es wird unisono gespielt. Dadurch entsteht ein Choruseffekt. Jeder Finger deckt ein Grifflochpaar ab.

2. Es wird zweistimmig gespielt. Jede Hand bedient eine Röhre. Insbesondere für das oberste Grifflochpaar gibt es auch noch eine kompliziertere Griffweise. Der linke Zeigefinger bedient beide Grifflöcher. Um den höchsten Ton nur auf der linken Röhre spielen zu können, wird das mittlere Fingerglied vom Griffloch abgehoben, wobei aber das äußere Fingerglied weiterhin das Griffloch der rechten Röhre fest verschließen muss. Noch schwieriger ist das Spielen des höchsten Tons nur auf der rechten Röhre. Dazu muss das äußere Fingerglied vom Griffloch abgehoben werden, wobei aber das mittlere Fingerglied weiterhin das Griffloch der linken Röhre fest verschließen muss. Diese Griffweise ermöglicht mit der rechten Hand ein zusätzliches unteres Griffloch zu bedienen.

Sind je nach Spielweise mehr Grifflöcher als Finger zum Abdecken vorhanden, werden entweder die tiefen Töne nicht benutzt oder einzelne Grifflöcher werden temporär mit Stopfen oder Wachs verschlossen. Beide Spielweisen können auch abwechselnd eingesetzt werden. Die Intonation dieses Instruments ist kritisch, da die Tonhöhe kaum durch Ziehen der Töne, also das Ändern der Tonhöhe durch Blasdruckänderungen, ausgeglichen werden kann. Durch das Ziehen werden nämlich beide Röhren beeinflusst. Die großen Grifflöcher erlauben keinen sinnvollen Einsatz von Gabelgriffen. Gespielt wird meist mit Zirkularatmung.

Das dem Mijwiz klanglich und konstruktiv sehr ähnliche Arghoul (Argul, Arroul) besitzt eine Röhre mit je fünf bis acht relativ großen Grifflöchern und eine grifflochlose Röhre als Bordun, die aber oft aus mehreren Segmenten zusammengesteckt wird. Dadurch kann die Tonhöhe des Borduns verändert werden. Auch dieses Instrument taucht bereits im alten Ägypten auf und wird bis heute nahezu unverändert gebaut. Mit Zirkularatmung gespielt kann das Arghoul als erster Vorläufer der Sackpfeife angesehen werden. Gelegentlich wird auch das Mijwiz als Arghoul bezeichnet.

Die heute noch in Sizilien gespielte Launedda entspricht einer Kombination aus einem Arghoul und einem zusätzlichen Sipsi.



Sipsi
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Blockflöte
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© Sönke Kraft, Hannover 2001
letzte Aktualisierung: 11.09.2023